Vampir*innen

Vampir*innen sind untote Geschöpfe, welche sich von (zumeist menschlichem) Blut ernähren. Ihnen wird Unsterblichkeit zugeschrieben. Allerdings gibt es einige bekannte Methoden der Tötung.
Die ­bekannteste ist die Pfählung mit dem Holzpflock und weitere anschließende Aktivitäten, die Feuer und Köpfungen enthalten, auf welche ich hier im Detail nicht weiter eingehen möchte. Ich verweise an dieser Stelle auf meinen Kollegen Dr. van Hellsing, der dazu bereits ausführlichere Experimentreihen durchgeführt hat.
Entgegen des weitläufigen Glaubens Vampir*innen haben kein Spiegelbild, weiß man in akademischen ­Kreisen seit jeher, dass sich dies auf das Silber in den damaligen Spiegeln zurückführen lässt. Moderne Spiegel sind in der Lage das Bild ein*er Vampir*in abzubilden. Allgemein ist der Kontakt mit Silber, wie bei vielen anderen Monstern, eine schmerzhafte Angelegenheit, was u.a. auf deren desinfizierende Wirkung zurückzuführen werden könnte. Zu dieser These habe ich gerade eine sehr interessante Versuchs­reihe laufen.
Auch die Verwandlung in eine Fledermaus tritt immer wieder in Darstellungen von Vampir*innen auf. Während sich diese These bereits allumfassend als wahr herausgestellt hat, ist die Position andere Tierarten wie Wölfe gehöre ebenfalls zum Verwandlungsrepertoire nach wie vor umstritten. Ich selbst halte sie für ausgeschlossen. Eine Fähigkeit wie diese wäre bereits zu finanziellen oder anderweitigen ­Zwecken genutzt worden, würde es sie unter Vampir*innen geben. Einen plausiblen Grund diese derart lange zu verheim­lichen sehe ich beim besten Willen nicht.

­Erkennen kann man Vampir*innen äußerlich am besten an ihren spitzen Eckzähnen, welche ursprünglich genutzt wurden, um Bisswunden zuzufügen aus denen sie das Blut trinken. In Zeiten von Vampir-Blut­-Cateringservices und dergleichen ist diese Art der Nahrungsbeschaffung nicht mehr überall nötig. Vampir*innen haben zudem unterschiedliche Einstellungen zu diesem Thema, da der Umgang mit einem ­möglichen Tod ihrer direkt ange­zapften Nahrungs­quelle ethische Probleme bereiten kann.

Ein weiteres Merkmal der Vampir*innen ist ihre Aversion gegenüber Sonnenlicht, weswegen sie tagsüber häufig den Schutz von Innenräumen bevorzugen. Zu den gängigsten Tages­aktivitäten der meisten Vampir*innen ­gehört daher ein erholsamer Schlaf im Sarg. Manche Überlieferungen sprechen von der tödlichen ­Wirkung von Sonnenlicht auf Vampir*innen, andere behaupten diese lösen lediglich Unwohlsein, Schwäche oder andere unschöne Symptome aus. Abschließend geklärt werden konnte diese Frage aus Mangel an ­bereitwilligen Versuchsobjekten bisher nicht. Angebliche Vorkommnisse dieser Art ­wurden bislang leider nicht wissenschaftlich begleitet und deswegen kann man trotz der beein­druckenden Häufigkeit solcher Fälle nicht mit Gewissheit von einem erwiesenen Fakt sprechen. Aber ich arbeite daran, dass es hier bald mehr Klarheit gibt. Mir wurden von vertrauenswürdigen Quellen bereits vielversprechende Aussichten auf baldige Versuchsobjekte gegeben.

Dank meiner großen Unterstützerin, Felicity Lautréamont, habe ich gute Einblicke in einige alltägliche ­Aspekte des Daseins der Vampir*innen gelangen können. So konnte ich bereits faszinierende aller­gische Reaktionen auf Knoblauch dokumentieren. Leider hat sie mir untersagt, zugehöriges Bildmaterial hier zu veröffentlichen, deswegen hier nur ein Bild von ihr vor besagtem (unfreiwilligen) Knoblauchversuch.
Zu den weiteren abstoßenden Wirkungen von Knoblauchblüten verweise ich hier erneut auf die Thesen vom Kollegen van Hellsing.

Das unmögliche Betreten eines Gebäudes ohne Einladung gehört zu einer weiteren spezifischen Einschränkung des Vampirdaseins. Danach ist es Vampir*innen physisch unmöglich geschlossene ­Gebäude zu betreten, wenn sie nicht vorher von den Bewohnenden innerhalb des Gebäudes eingeladen worden sind. Nach einmaliger Einladung ist es Vampir*innen jedoch ohne Weiteres möglich entsprechendes Gebäude mehrmalig zu betreten auch in Abwesenheit der Bewohnenden. Einladungen können mündlich, aber auch schriftlich erfolgen. Personen mit Fußmatten, die Willkommensgrüße enthalten, sei daher geraten, sich auf möglichen Besuch einzustellen.

Dr. Jane Jekyll, 2022